Schon von Anfang 2019 an war MEDCAN gefordert und an allen Fronten im Einsatz. Auch während des Jahres nahm die Arbeit des Vereins nicht ab. Das Wissen der Patientinnen und Patienten war und ist sehr gefragt. Cannabis für die medizinische Anwendung ist inzwischen regelmässig in den Medien ein Thema. Dadurch steigt das Interesse bei der Schweizer Bevölkerung rasant.
Möchten kranke Menschen Cannabis ausprobieren, ist es heute immer noch sehr schwierig und teilweise auch mit Sonderbewilligung vom BAG nur illegal bezahlbar. Die Fachpersonen wissen selten etwas über die medizinische Anwendung. Oft sind sie eher kritisch eingestellt und zweifeln an der Wirkung. Die am häufigsten gestellte Frage an MEDCAN ist: Wo finde ich eine Ärztin oder einen Arzt? Immer noch sind die Hürden für eine legale Cannabistherapie hoch und die wenigen erhältlichen Cannabis-Medikamente enorm teuer. Es gibt noch die Möglichkeit mit den legal erhältlichen CBD-Produkten selber herum zu experimentieren. Diese reichen aber bei vielen Krankheiten nicht aus. Es braucht alle Cannabinoide der Pflanze. Zudem ist es den Verkäufern nicht erlaubt, Angaben zur Verwendung der CBD-Produkte zu machen. Die Betroffenen müssen sich selber informieren und sind teilweise sehr unsicher. Viele von ihnen finden hilfreiche Infos auf unsere Webseite und wenden sich mit ihren Fragen an uns.
Das sind nicht nur Fragen von Patientinnen und Patienten. Wir werden von allen Interessensgruppen angeschrieben. Sucht man nach Informationen zu «medizinischem Cannabis», landet man im deutschsprachigen Raum schnell mal auf unserer Webseite. Das Thema Cannabis wird inzwischen politisch ernsthaft diskutiert und dadurch entstehen viele Fragen. Ärztinnen und Ärzte sowie Institutionen aus dem Gesundheitsbereich interessieren sich und suchen Lösungen für ihre Patientinnen und Patienten. Die Medien brauchen kompetente Ansprechpartner. Viele Leute möchten in die Pflanze investieren und damit Geld verdienen. Schüler und Studenten interviewen uns, um Arbeiten über Cannabis zu schreiben. Das sind einige Themen dieser Anfragen.
Seit der Gründung vor fünf Jahren hat der Verein die Erfahrungen von einigen hundert Patientinnen und Patienten gesammelt. Die Mitglieder verfolgen das schweizerische und das weltweite Geschehen zur medizinischen Anwendung von Cannabis. Sie tauschen sich aus, sind dadurch auf dem neuesten Stand und haben einen Überblick über die Branche. Dieses Wissen wird auf der Webseite und in regelmässigen Newslettern verbreitet und über die Schweizer Grenze hinaus von den Betroffenen geschätzt. Einige unserer Vereinsmitglieder werden auch für Interviews, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Projektarbeiten, Studien und vieles mehr angefragt. Der Verein hat sich einen kompetenten Ruf aufgebaut. Auch nächstes Jahr stehen schon erste Termine fest. Es wird noch viel Aufklärungsarbeit brauchen, bis sich die Situation ändert.
2019 sind wieder neue kranke Menschen zum Verein gestossen. Zusammen haben wir die Hoffnung, etwas an der schwierigen Situation zu ändern. Dieser Verantwortung ist sich der Verein bewusst und vertritt in allen Situationen immer die Meinung der Betroffenen. Das heisst einen einfachen und bezahlbaren Zugang zu Cannabis als Medikament. Wir grenzen uns von jedem kommerziellen Interesse ab. Wir informieren über die Heilpflanze und geben den Cannabis-Patientinnen und Patienten ein Gesicht. Leider bleibt uns immer noch nichts anderes übrig, als den vielen Hilfesuchenden die wenigen legalen Möglichkeiten aufzuzeigen. An unseren Treffen kann man sich auch 2020 wieder mit anderen Betroffenen austauschen und vernetzen. Das ist eine grosse Erleichterung für viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Inzwischen gibt es viele Interessensgruppen die auf allen Ebenen versuchen, einen sinnvollen neuen Umgang mit Cannabis zu erreichen. Auch im Jahr 2019 wurden neue Vereine gegründet, die die Interessen der Cannabis- Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz vertreten und über Cannabis aufklären möchten. MEDCAN wird 2020 sein Wissen einbringen und sich in diesen Regulierungsbemühungen für die Interessen der Patientinnen und Patienten einsetzen. Unsere Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass wohl nur eine Legalisierung der Pflanze den kranken Menschen helfen wird.
MEDCAN beobachtet die Situation in Deutschland. Seit 2017 gibt es dort ein Medizinal-Cannabis-Gesetz, dass mehr schlecht als recht funktioniert. Die Kosten sind für die kranken Menschen ohne Hilfe unbezahlbar. Mehr Forschung wird von den Krankenkassen gefordert, damit sie helfen. Diese wird aber bis jetzt nur spärlich finanziert. Die Ärztinnen und Ärzte, die Cannabis verschreiben können, glauben aber ohne Forschung nicht an die Wirkung. Ein Teufelskreis. Die deutschen Patientinnen und Patienten sind, obwohl sie ein Gesetz haben, immer noch verzweifelt und müssen den illegalen Weg wählen oder einfach so viel einnehmen, wie sie sich gerade leisten können. In der Schweiz kommt jetzt ein neues Betäubungsmittelgesetz, ähnlich wie das deutsche, ins Schweizer Parlament. Von links bis rechts wurde die Gesetzesänderung begrüsst und hat gute Aussichten, umgesetzt zu werden. Es wird aber sicher noch mehr als zwei Jahre dauern. Die Betroffenen sind jedoch gar nicht überzeugt und bezweifeln, dass ihnen das neue Gesetz helfen wird. Hier können Sie unsere Stellungnahme zum neuen Gesetz nachlesen.
Wird das Betäubungsmittelgesetz geändert, sind es die Ärztinnen und Ärzte, die es verschreiben können und von den Betroffenen überbezeugt werden müssen. Deswegen tauschen wir uns mit Medcanned aus, ein Verein der ebenfalls Aufklärung und Ausbildung auf seine Fahnen geschrieben hat. Sie richten sich an Ärztinnen und Ärzte sowie an medizinisches Fachpersonal, aber auch an Patientinnen und Patienten. Mit dem Austausch können unsere Vereine Synergien nutzen. Diese Aufklärungsarbeit über die Heilpflanze erachtet MEDCAN als wichtiger Schlüssel zum besseren Zugang. Sind es doch die medizinischen Fachpersonen, die in Zukunft Cannabis verschreiben dürfen. Seit kurzer Zeit nimmt das Interesse von ärztlicher Seite zu. Wir werden zu Vorträgen und Gesprächsrunden eingeladen. Die Mediziner sehen die Forschungsergebnisse und hören die Patientenerfahrungen. Viele sind sich bewusst, dass Cannabis in der Medizin einen Platz verdient hat. Die schon anwendenden Patientinnen und Patienten sind gerne bereit ihre Erfahrungen zu teilen, wenn es in Zukunft anderen kranken Menschen hilft. Im Januar 2020 wird MEDCAN zudem an der Gründung eines neuen Vereins teilnehmen. Dort soll der schweizerische Austausch über die medizinische Anwendung stattfinden.
Da traut sich MEDCAN keine Prognose abzugeben. Für Patientinnen und Patienten wird es noch länger ein teures Medikament bleiben. Kranke Menschen haben selten viel Geld zur Verfügung. Für die Betroffenen sind diese Preise unverständlich. Wäre es doch ein pflanzliches Heilmittel, das einfach herzustellen ist und moderate Nebenwirkungen hat. Über 100’000 kranke Menschen in der Schweiz werden seit Jahren gezwungen, es illegal zu verwenden. Sie stellen ihre Medikamente selber her. Es ist keine Hexerei. Ihr Problem ist «sauberes Cannabis» zu finden. Viele von ihnen werden in Zukunft gerne ihre Medikamente oder Cannabisblüten in der Apotheke kaufen. Sie würde alles dafür tun, wenn sie es jetzt schon könnten. Einige wissen aber genau, was sie tun und würden ihre Kosten für das Gesundheitssystem mit legalem, medizinischem Eigenanbau tief halt. Das wäre doch ein Mehrwert für die Schweizer Bevölkerung? Wird doch schon seit Jahren über Lösungen für die massiv steigenden Gesundheitskosten diskutiert. Die Betroffenen werden weiterhin ihre Medikament im Verborgenen anpflanzen, bis ihnen eine legale bezahlbare Alternative geboten wird. Das bedeutet aber viel Stress und Angst für diese kranken Menschen. Und es gibt auch viele, die ihr Medikament nur auf dem Schwarzmarkt bekommen. Das ist unmenschlich und gefährlich.
Endlich werden die Cannabis-Patientinnen und Patienten in der Schweiz ein Thema. Bis das Gesetz vom Parlament angenommen und umgesetzt ist, wird aber noch wertvolle Zeit vergehen. Das können die kranken Menschen nicht akzeptieren. Sie brauchen sofort bezahlbare Medikamente und die Legitimität, diese medizinisch anzuwenden. MEDCAN fordert, dass es eine pragmatische Übergangslösung gibt. In den Stellungnahmen zum neuen Betäubungsmittelgesetz waren sich alle einig, dass den Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich geholfen werden muss. Das Wissen der Betroffenen würde helfen «Medical Cannabis Social Clubs» aufzubauen, in denen die kranken Menschen ihre Medikamente gemeinschaftlich anbauen und herstellen könnten.