An der diesjährigen MUBA vom 20. bis 22. April 2018 fand das Cannabis Village statt – eine Messe in der Messe rund um die wertvolle Kultur-, Nutz- und Heilpflanze Cannabis. Der Medical Cannabis Verein Schweiz war mit einem Stand anwesend und hat interessierte Patientinnen und Patienten informiert.
Dieses spezielle Ausstellungsformat wurde von den Organisatoren der Cannatrade ins Leben gerufen. Sie konnten mit ihrem Konzept die Messe Schweiz überzeugen und an der Mustermesse Basel teilnehmen.
Man will der Schweizer Bevölkerung den Hanf wieder näher bringen und so über das zu Unrecht verteufelte Cannabis aufklären. Auf schlichten Holzpalettes werden verschiedene Produkte wie getrocknete Blüten, Tee, Tinkturen, Baustoffe, Lebensmittel, Protein-Pulver, Literatur und vieles mehr angeboten – präsentiert von auffallend vielen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern. Das Ambiente ist schlicht und sehr ansprechend. Die einzelnen Ausstellungsstände sind geschmückt mit grossen und kleinen Cannabis-Pflanzen.
Die Anbieter von Cannabis-Produkten dürfen ihre Produkte zwar verkaufen, es ist ihnen aber verboten, Anwendungs- oder Heilversprechen zu geben. Da wir als Patientenvereinigung nichts verkaufen und unsere Erfahrungen als Patienten weitergeben, wurde uns gratis ein Beratungsstand zur Verfügung gestellt.
Das Muba-Publikum war sehr interessiert auch an der medizinischen Anwendung von Cannabis. Unser Stand war gut besucht. Im Laufe der Zeit spielte es sich ein, dass die Aussteller die Besucherinnen und Besucher bei medizinischen Fragen direkt zu uns schickten. Unser Vereinsmitglied Felix Iten beriet fast 100 Patientinnen und Patienten in diesen drei Tagen.
Felix Iten: «Die meisten Beratungen begann ich mit einer kurzen Erklärung des Endocannabinoid-Systems und wie es erreicht und stimuliert wird. Als zweites erzählte ich eine Patientengeschichte aus unserem Vereinsumfeld und welche Erfahrungen Patientinnen und Patienten in unseren Patiententreffs gemacht haben. Danach ging ich dann auf die spezifisch nachgefragte Krankheit ein und gab Tipps zu den Wirkstoffen und Einnahmenformen. Nun kam natürlich die Frage, woher man das Medikament beziehen kann. Ich verwies die Patienten an ihren Hausarzt und erklärte ihnen, wie man beim Bundesamt für Gesundheit eine Magistralrezeptur beantragen kann. Dabei erwähnte ich natürlich auch wie teuer und schwach die legalen Cannabistropfen aus der Apotheke sind und wie man am besten seinem Arzt von einer Cannabis-Therapie überzeugt.»
41 lange Beratungen > 15 min
31 mittlere Beratungen < 15 min
26 kurze Beratungen < 5 min
Lange Beratungen waren meist Krankheitsspezifisch. Mittlere Beratungen beinhalteten oft allgemeine Informationen über die Funktion des Endocannabinoid-Systems. Bei den kurzen waren es Informationen zum Verein, über die Patiententreffs oder die Webseite.
Anfragen nach Krankheiten
(grobe Auflösung):
20 % Schmerzen/Neuropathie
20 % Schlaflosigkeit/Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
10 % Multiple Sklerose (MS)
8 % Fibromalgie
8 % Restless Leg Syndrom (RLS)
6 % Asthma
6 % Krebs
4 % Tetraplegie/Paraplegie
ferner Depressionen
Rheuma und Arthrose sind unter Schmerzen aufgelistet
Auffällig oft haben Frauen über 65 bei uns um Rat nachgefragt. Scheinbar tritt nach der Pension des Hausarztes ein grosser Widerwillen gegen die Schmerzmittel- und Cortison-Verschreibung der jüngeren Ärzte ein. «Eine alte Dame über 80 hat sich bei mir über medizinisches Cannabis informiert. Wütend hat sie mit ihrem Gehstock auf dem Boden geklopft, als sie mir erzählt hat, dass ihr Arzt ihr starke Beruhigungsmittel verschreiben möchte», erzählt Felix Iten.
Unsere Teilnahme war ein Erfolg. Das Interesse an medizinischem Cannabis ist sehr gross. Die Patientinnen und Patienten würden es gerne ausprobieren, aber im Moment ist es für die meisten leider noch nicht zugänglich. Das mussten wir auch immer wieder kommunizieren. Und so müssen sich die meisten weiterhin illegal mit Cannabis aus Selbstanbau oder vom Schwarzmarkt versorgen.