Nächste Woche findet das 40. Treffen des Expertenkomitees zur Drogenabhängigkeit (ECDD) bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf statt. Das könnte ein geschichtsträchtiges Ereignis werden, wenn die Wissenschaftler und Bürokraten darüber debattieren, ob es noch zeitgemäss ist, Cannabis als Droge einzustufen.
In den letzten Jahrzehnten hat die Wissenschaft viel über die Wirkung von Cannabis als Droge gelernt. Als den Forschern bewusst wurde, was für ein Potenzial die Pflanze hat, wurde vor allem auch im medizinischen Bereich geforscht und es kann heutzutage mit hunderten von Studien bewiesen werden, dass eine medizinische Wirkung vorhanden ist. Es ist also mehr als überfällig, dass die WHO-Experten Cannabis neu bewerten. Viele Wissenschaftler warten nur darauf, endlich richtige Studien durchführen zu können, ohne die Schwierigkeit, dass Cannabis als Betäubungsmittel eingestuft ist. Bereits 2017 hat das Komitee CBD als unbedenklich eingestuft. Es sei nicht psychoaktiv und hat keinerlei gesundheitliche Gefahren. Nun ist zu hoffen, dass auch die anderen Cannabinoide zeitgemäss bewertet werden und die Verteufelung als Droge endlich ein Ende nimmt. Es liegen genug Beweise auf dem Tisch, diese jahrzehntelangen Lügen zu widerlegen.
Auch deshalb erwarten Beobachter, dass die WHO Cannabis bei der kommenden Konferenz nicht mehr als Droge einstufen wird. Das könnte dazu führen, dass die Vereinten Nationen ihre Verträge überarbeiten. Das wiederum könnte die Schweizer Regierung dazu bewegen, das Betäubungsmittelgesetz zu ändern. Wurde doch gerade vor kurzem in der Gesundheitskommission des Nationalrats einige positive Signale in Richtung Regulierung beschlossen. Eine Neueinstufung der WHO könnte bei dieser Entwicklung äusserst positiv einwirken. In den nationalen Debatten wird häufig auf die internationale Dimension der Drogenregulierung hingewiesen, um jeglichen Fortschritt in der schweizerischen Cannabis-Politik zu unterbinden.
Das Cannabis-Verbot ist mit viel Leid und Kosten für den Einzelnen und die Gesellschaft verbunden. Nicht Zugang zu medizinischer Versorgung der Patientinnen und Patienten, Stigmatisierung, unkontrollierte Produktion und krimineller Handel sind offensichtliche, jahrzehntelange Probleme, die endlich geregelt werden müssen. Der Cannabis-Konsum in der Schweiz ist Fact. Angesichts tiefgreifender ökologischer, gesundheits- und sozialökonomischer Herausforderungen – aber auch in Bezug auf Menschenrechte, Forschung oder Industrie – ist die Frage nach der Regulierung dieser Pflanze heute nicht mehr zu verhindern. Den Gegnern gehen die Argumente aus.
Am Samstag, 9. Juni 2018, treffen sich in Genf internationale Cannabis-Aktivistinnen und Aktivisten um aufzuzeigen, dass die bisherige Strategie gescheitert ist, und um Lösungen für die Zukunft aufzuzeigen. Von 10 Uhr bis Mitternacht finden Konferenzen, Diskussionen und Debatten statt. Bei dieser seltenen Gelegenheit werden Vertreter von schweizerischen und internationalen Verbänden anwesend sein. Diese Chance sollte unbedingt genutzt werden, dass sich die verschiedenen Organisationen besser vernetzen und für eine sinnvolle Lösung für ganz Europa kämpfen. MEDCAN wird auch teilnehmen. Vielen Dank den Veranstaltern. Für die schweizerische Sache ist es ebenfalls sehr wichtig den «Röstigraben» zu überwinden und gemeinsam Druck auszuüben.
Aber trotz all diesen positiven Entwicklungen ist immer wieder zu erwähnen, dass die Patientinnen und Patienten täglich mit grossen Problemen zu kämpfen haben und das Ihnen nur hilft, wenn sofort und unkompliziert etwas geändert wird. Mit der stetig wachsenden CBD-Industrie ist in der Schweiz die Infrastruktur vorhanden sofort auf die medizinische Produktion umzusteigen. Vor kurzem hat MEDCAN Tests durchgeführt und der Qualitätsstandard in der Schweiz ist sehr positiv. Es wurden praktisch keine giftigen Pestizide gefunden. Die Schweizer Produzenten könnten problemlos bezahlbare Medikamente für die Patientinnen und Patienten herstellen. Das werden wir nun als Patientenorganisation dem Bundesamt für Gesundheit und der Gesundheitskommission des Nationalrats vorschlagen. Es gibt keine Argumente mehr, die unmögliche Situation für Patientinnen und Patienten aus der Welt zu schaffen. In der Schweiz ist ein grosses Know-how in der Produktion vorhanden.