Am 1. Januar hat Kalifornien den Cannabiskonsum freigegeben. Man erhält es nun in acht US-Bundesstaaten ohne Rezept. Zudem ist die Verwendung aus medizinischen Gründen inzwischen in 33 der 50 Staaten erlaubt. Und seit Juli ist Kanada das zweite Land neben Uruguay, dass es total legalisiert hat. Cannabis ist weltweit auf dem Vormarsch. Auf dem nordamerikanischen Kontinent ist ein neuer «Goldrausch» ausgebrochen. Es entsteht ein Milliardenmarkt. Egal, ob Lebensmittelbranche, Tabak- oder Pharmaindustrie, alle wollen mit der Pflanze Geld verdienen. Es wird viel in die Branche investiert. Experten rechnen damit, dass die Cannabis-Geschäfte allein in Kalifornien bis 2020 auf jährlich sieben Milliarden Dollar anwachsen. Die wirtschaftliche Bedeutung nimmt zu. Auch in Europa ändern viele Länder ihren Umgang. Vor kurzem hat Luxemburg verkündet, Cannabis freizugeben. Leider hat es die Schweiz noch nicht verstanden, ihre Gesetze zu ändern, die sinnlose Prohibition zu beenden und auf den lukrativen Zug aufzuspringen. Diesen Juni debattierten sogar schon die Wissenschaftler und Bürokraten der WHO darüber, ob es noch zeitgemäss ist, Cannabis als Droge einzustufen. Anfang Dezember wurde die Diskussion am «Special United Nations Event» in Wien weitergeführt und eine Entscheidung gefällt. Die WHO hat aber beschlossen, die Resultate einer Neueinstufung vorläufig zurückzuhalten und nicht zu veröffentlichen. Dass die Beurteilung so polarisierend zu sein scheint, dass sie zurückgehalten wird, deutet allerdings auf eine positive Neubewertung von Cannabis hin.
In der Schweiz gibt es trotz Verbot 300'000 regelmässige Cannabis-Konsumenten. Das Bundesamt für Gesundheit schätzt, dass 70'000 bis 100'000 davon Patientinnen und Patienten sind. Die meisten therapieren sich illegal. Nur einige tausend Personen besitzen eine Sonderbewilligung und haben dadurch Zugang zu legalen Cannabis-Medikamenten. Die Zahl neuer Anträge beim BAG nimmt aber stetig zu. Leider ist es immer noch schwierig einen Arzt zu finden. Zudem sind die dann erhältlichen Cannabistropfen aus der Apotheke sehr teuer und schwach. Werden die Kosten nicht von der Krankenkasse übernommen, können sich viele diese Produkte nicht leisten. Auch kommt uns immer wieder zu Ohren, dass trotz BAG-Bewilligung Ärzte Cannabis-Patientinnen und -Patienten schikanieren und als drogenabhängig abstempeln. Medizinische Fachkräfte in der Schweiz haben meist gar kein oder nur wenig Know-how über die Anwendung von Cannabis als Medikament. Oft wird man als Patient belächelt, obwohl es inzwischen genügend Studien gibt, die das Gegenteil beweisen. Cannabis hat viele interessante, medizinische Eigenschaften und hilft unzähligen Menschen auf der ganzen Welt ihre Leiden zu lindern.
Aber auch Schweizer Politikerinnen und Politiker sind aufgewacht und das Parlament musste sich 2018 mehrfach mit dem Thema Cannabiskonsum auseinandersetzen. Am 4. Juli meldete sich Alain Berset im Namen des Bundesrates zu Wort. Dieser möchte die Regelung zu Cannabis anpassen. Zum einen will er den Zugang zu Medizinal-Cannabis für Patientinnen und Patienten erleichtern. Zum anderen beabsichtigt er wissenschaftliche Studien über alternative Regelungsmodelle für den Freizeitkonsum zu ermöglichen. Er schickte einen Pilotversuchsartikel in die Vernehmlassung. Der Pilotversuchsartikel selbst hat eine Gültigkeitsdauer von höchstens 10 Jahren. Die Studienergebnisse dienen als Grundlage für die politische Debatte zur Cannabis-Regulierung. Der Bundesrat hat auch angekündigt den Zugang zu Medizinal-Cannabis zu erleichtern. Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) wurde damit beauftragt, die Gesetzgebung anzupassen. Das Verbot Medizinal-Cannabis in Verkehr zu bringen soll aufgehoben werden. Das EDI erarbeitet bis im Sommer 2019 einen entsprechenden Vernehmlassungsentwurf. Zudem soll das BAG die Frage einer allfälligen Rückerstattung durch die Krankenversicherung prüfen. MEDCAN wurde Ende Januar zu einem Informationsanlass in Bern eingeladen. Dort wird vorgestellt, wie die medizinische Abgabe angepasst werden soll.