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Ein Morgen im Bundeshaus – MEDCAN im direkten Austausch mit der Politik

Im Frühling 2025 habe ich über Instagram die Nationalrätin Anna Rosenwasser angeschrieben und sie gefragt, ob sie sich Zeit nehmen würde, um die Situation der Cannabis-Patient:innen aus erster Hand zu hören. Anna reagierte sehr offen und schlug vor, unseren Verein während der Herbstsession einzuladen.
Der Besuch am 10. September

Am 10. September war es dann so weit: Mit einer offiziellen Einladung durften unser Vizepräsident Simón und ich einen ganzen Morgen im Bundeshaus verbringen – dort, wo sich die Mitglieder des National- und Ständerats aufhalten, sich austauschen und Lobbyist:innen treffen. Für uns war das ein ganz besonderes Erlebnis.

Ein offenes Ohr – und echte Wertschätzung

Anna nahm sich zusammen mit ihrem Assistenten eine volle Stunde Zeit für uns. Dieses offene Ohr trotz Herbstsession und die Wertschätzung, die uns entgegengebracht wurde, haben uns sehr berührt. Für unsere Vereinsarbeit war es nicht nur politisch bedeutsam, sondern auch sehr bewegend, die Abläufe im Bundeshaus mitzuerleben und zu spüren, dass unsere Anliegen ernst genommen werden.

Medizinische Versorgung seit dem 1. August 2022

Wir sprachen über die medizinische Versorgung seit der Gesetzesänderung vom 1. August 2022, die es medizinischen Fachpersonen erlaubt, Cannabis wie ein Opiat zu verschreiben. Für Patient:innen ist das ein historischer Fortschritt – endlich können wir legal versorgt werden. Wir haben das Treffen genutzt, um uns bei der Politik für die Gesetzesänderung zu bedanken. Gleichzeitig haben wir auf bestehende Probleme hingewiesen: Es gibt immer noch nur wenige medizinische Fachpersonen, die Cannabis verschreiben, und die Kostenübernahme durch Krankenkassen bleibt eine grosse Hürde. Viele Betroffene können sich ihre verschriebenen Medikamente kaum leisten.

Zur geplanten Legalisierung in der Schweiz

Auch die geplante Legalisierung von Cannabis war ein Thema. Unserem Verein ist es besonders wichtig, dass die medizinische Anwendung klar vom Freizeitkonsum getrennt bleibt, damit der gesicherte Status der Patient:innen nicht gefährdet wird. Zu diesem Thema haben wir bereits einen ausführlichen Artikel geschrieben, in dem wir erklären, warum MEDCAN eine klare Trennung zwischen medizinischer Anwendung und Freizeitkonsum fordert.

Sorge mit Blick nach Deutschland

Im Gespräch zur Legalisierung haben wir unsere Sorge angesprochen, was derzeit in Deutschland passiert: Dort hat die Legalisierung die Stellung der Patient:innen teilweise untergraben. Viele Freizeitkonsument:innen lassen sich nun ärztliche Rezepte ausstellen; darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Menschen, die tatsächlich krank sind. Wir befürworten eine Legalisierung – aber nicht auf Kosten der Patient:innen. Wir wollen verhindern, dass sich diese Entwicklung in der Schweiz wiederholt; deshalb plädieren wir für eine klare Trennung und genaue Regeln für die medizinische Versorgung.

Konkrete nächste Schritte im Parlament

Anna zeigte uns nächste Schritte auf: Ihr Team wird eine parlamentarische Anfrage an den Bundesrat einreichen, um erstmals offizielle Zahlen zu erhalten – etwa, wie häufig Cannabis verschrieben wird und wie oft die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Falls die Antwort nicht ausreicht, könnten als nächste Schritte eine Interpellation oder ein Postulat folgen, um das wirtschaftliche Potenzial der medizinischen Anwendung zu prüfen und den Druck für eine Kostenübernahme zu erhöhen. Für ein solches Postulat sind Erfahrungsberichte von Patient:innen besonders wichtig – hier wird MEDCAN selbstverständlich mithelfen, Informationen zu liefern.

Weitere Gespräche im Bundeshaus

 Neben Anna Rosenwasser konnten wir auch Barbara Gysi treffen, eine treibende Kraft hinter der Legalisierung. Ihr Engagement für eine faire und sichere Regulierung beeindruckt uns sehr. Ebenso hat sich Islam Alijaj, Nationalrat und langjähriger Behindertenrechts-Aktivist, trotz Sessionsstress Zeit für ein kurzes Gespräch genommen.
Wir versuchten auch noch mit anderen Politikerinnen und Politikern ins Gespräch zu kommen, aber wir waren schon sehr ehrfürchtig – es war ein besonderes Erlebnis für uns. Diese «heiligen Hallen» des Bundeshauses, die bekannten politischen Persönlichkeiten und ihre Arbeit haben uns sehr beeindruckt, und wir hoffen, dass wir in Zukunft wieder einmal vorbeigehen dürfen, um politisch Einfluss zu nehmen.

Warum das zählt

Dieser Morgen hat uns gezeigt, dass die Anliegen der Patient:innen Gehör finden. Cannabis ist kein Wundermittel, aber ein wirksames pflanzliches Medikament mit moderaten Nebenwirkungen. Es verbessert die Lebensqualität vieler Menschen und kann langfristig sogar Kosten im Gesundheitssystem senken. Davon sind wir überzeugt. Und auch Anna sieht eine Chance, durch nachweisbare Kosteneinsparungen selbst kritische Stimmen im Parlament davon zu überzeugen, dass die medizinische Anwendung von Cannabis von den Krankenkassen übernommen werden soll.

Dranbleiben – bevor die Debatte zur Legalisierung Fahrt aufnimmt

Damit sich die Situation der Patient:innen weiter verbessert, ist es entscheidend, dass wir dranbleiben, bevor die Legalisierungsdiskussion in Fahrt kommt. Langsam aber sicher entsteht ein funktionierender medizinischer Cannabis-Markt mit verschiedenen Cannabisblüten und Extrakten – auch aus der Schweiz. Das freut uns sehr. Und diese Entwicklung sollte unbedingt so weitergehen.

Jetzt aktiv werden – Ihre Unterstützung zählt!

MEDCAN hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht – als Stimme der Patient:innen, als politische Kraft und als Anlaufstelle für Betroffene. Doch unsere Arbeit lebt von Engagement und Solidarität. Werden Sie Mitglied oder unterstützen Sie uns mit einer Spendedamit wir uns auch künftig mit voller Kraft für einen sicheren Zugang zu Cannabis in der Medizin einsetzen können. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Patient:innen nicht vergessen gehen und die medizinische Anwendung von Cannabis in der Schweiz weiter gestärkt wird.