Eine Frage, die unserer Präsidentin unter die Haut ging und sie bis heute nicht loslässt.
Diese Frage wurde unsere Präsidentin bei einem Interview von einer Journalistin aus der Westschweiz gestellt, und sie lässt sie bis heute nicht los. Sie kann sich kaum vorstellen, wie verzweifelt man sein muss: Endlich bekommt man Zugang zu einer Therapie, die das eigene Leben spürbar erleichtert, und dann wird einem diese Möglichkeit wieder genommen. Das ist schlicht unmenschlich.
Ihre Antwort war klar und deutlich.
«Wenn ich eine französische Patientin wäre, würde ich mich ernsthaft fragen, ob ich so weiterleben möchte. Nach mehr als zehn Jahren Kampf für die medizinische Anwendung von Cannabis würde es mich zutiefst erschüttern, wenn man mir diese legale Möglichkeit wieder nehmen würde. Es würde meinen Glauben an die Menschlichkeit und meinen Lebenswillen brechen.
Hier findest du den ganzen Artikel in der Westschweizer Tagungszeitung «La Liberté».
Cannabis ist kein Luxus sondern eine medizinische Notwendigkeit
Für unsere Mitglieder – und viele andere kranke Menschen – ist Cannabis nicht nur irgendein Medikament. Es ist ein tägliches, lebensnotwendiges Mittel, ohne dass wir den Tag nicht bewältigen könnten. Es lindert Schmerzen, entspannt Muskeln und hilft der Psyche, mit unseren schwierigen chronischen Schmerzzuständen fertig zu werden. Ohne Cannabis wird jeder Moment des Alltags zur Qual. Schon allein der Gedanke, keinen legalen Zugang zu unserem Medikament mehr zu haben, löst bei Panik aus. Der Schwarzmarkt ist für kranke Menschen keine Alternative – die Risiken durch unkontrollierte Qualität und mögliche Streckmittel sind einfach zu groß.
Der Eigenanbau könnte theoretisch eine Lösung sein, aber das ist weiterhin illegal in der Schweiz. Und es ist mit viel Aufwand verbunden, für kranke Menschen Kräfte raubend und nicht für jeden finanzierbar. Zudem lebt man in ständiger Angst, erwischt zu werden. Diese Unsicherheit ist sehr stressig und wird mit der Zeit unerträglich.
Die Vorstellung, dass in Frankreich der legale Zugang zu Cannabis als Medizin wieder beendet werden könnte, ist für unsere Präsidentin schockierend. Sollte es in der Schweiz zu einer ähnlichen Diskussion kommen, müsste sie ernsthaft überdenken, ob ich so weiterleben kann.
«Ich erinnere mich noch zu gut an die schlaflosen Nächte voller Sorgen, woher ich mein Medikament nehmen soll. Diese Zeiten der Angst und Verzweiflung will ich niemals wieder erleben.»
Die Fortschritte in der Schweiz
Hier in der Schweiz haben wir am 1. August 2022 das Betäubungsmittelgesetz geändert: Ärztinnen und Ärzte können Cannabis jetzt direkt verschreiben, ohne dass eine Sonderbewilligung vom Bundesamt für Gesundheit nötig ist. Doch auch hier ist der Weg noch steinig. Viele von uns kämpfen mit gesellschaftlichem Stigma, es ist schwierig, eine Ärztin oder einen Arzt zu finden, der Cannabis verschreibt, und die Kosten werden nur selten von den Krankenkassen übernommen. Aber wir haben einen wichtigen Schritt erreicht: Cannabis wird offiziell als Medikament anerkannt. Das gibt uns nicht nur rechtlichen, sondern auch moralischen Halt.
Die Krise in Frankreich
Für Frankreich ist die aktuelle Situation eine Katastrophe. Das Gesundheitsministerium hat die Testphase für therapeutisches Cannabis zwar um sechs Monate verlängert – aber nicht, um den Zugang langfristig zu sichern, sondern damit die Patientinnen und Patienten «sich entwöhnen und eine Alternative finden» können. Doch was bleibt ihnen, wenn es keine Alternativen gibt? Viele müssen zurück zu herkömmlichen Medikamenten, die oft massive Nebenwirkungen haben, oder sie werden in die Illegalität gedrängt – ein Zustand, der ihre Gesundheit und ihre Würde gefährdet.
MEDCAN's Appell an die Politik weltweit
Es ist höchste Zeit, kranken Menschen den Zugang zu Cannabis als Medizin zu ermöglichen. Es ist kein Luxus, sondern eine medizinische Notwendigkeit. Die Wissenschaft bestätigt immer mehr, was wir Patientinnen und Patienten schon lange wissen: Cannabis ist eine wirksame und natürliche Therapie, die die Lebensqualität verbessern kann. Unsere Erfahrungen verdienen Gehör und Anerkennung.
Hier in der Schweiz haben wir gezeigt, dass Veränderungen in der medizinischen Anwendung von Cannabis möglich sind. Der Kampf ist noch nicht vorbei, aber wir haben einen wichtigen Schritt gemacht. Der Verein MEDCAN hofft sehr, dass auch in anderen Ländern Fortschritte erzielt werden – für das Wohl aller, die täglich um ihre Lebensqualität kämpfen.
Wenn Sie unsere Arbeit und unseren Einsatz für Patientinnen und Patienten schätzen, unterstützen Sie bitte den Verein MEDCAN mit einer Spende oder werden Sie Mitglied. Gemeinsam können wir aufklären und die Sicht auf die medizinische Anwendung von Cannabis längerfristig verändern!