Klare Trennung zwischen Medizin und Freizeitkonsum
2025 wird ein entscheidendes Jahr für die Cannabispolitik in der Schweiz
Die parlamentarische Initiative Siegenthaler tritt in eine neue Phase: Der Gesetzesentwurf wird in die Vernehmlassung geschickt und damit wird das Thema öffentlich diskutiert. Gerade deshalb ist es wichtig, eine klare Trennung zwischen medizinischer Anwendung und Freizeitkonsum zu betonen. MEDCAN setzt sich bewusst für die Interessen der Patientinnen und Patienten ein, weil wir wissen, wie entscheidend diese Differenzierung für eine sachliche und faire Diskussion ist.
Verzerrte Wahrnehmung der medizinischen Anwendung
Die Diskussion über die medizinische Anwendung von Cannabis wird oft von der Debatte über Freizeitkonsum überschattet. Gerade Ärztinnen und Ärzte erleben in ihrer Praxis problematische Konsummuster wie den Mischkonsum mit Tabak, hohe Dosierungen oder unkontrollierten Gebrauch. Diese Erfahrungen prägen das Meinungsbild vieler Fachpersonen, die dann unbewusst ihre Bedenken gegenüber dem Freizeitkonsum auf die medizinische Anwendung übertragen. Doch genau hier liegt das Problem: Die Rahmenbedingungen könnten nicht unterschiedlicher sein.
Medizinische Anwendung ist kein Freizeitkonsum
Ein Medikament, das unter ärztlicher Aufsicht mit genau definierten Wirkstoffgehalten, festen Dosierungen und klaren Einnahmevorgaben verabreicht wird, ist nicht mit einem Joint aus dem Freundeskreis vergleichbar. Diese Gleichsetzung führt zu unnötiger Stigmatisierung der medizinischen Nutzung. Ein weiteres Hindernis ist die skeptische Haltung vieler Fachpersonen. Anstatt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen, werden persönliche Anekdoten und einzelne Negativerfahrungen oft höher gewichtet als die gesamte Studienlage. Gerade bei der Frage nach der Wirksamkeit wird immer eine Evidenz gefordert, die eine Stufe über dem liegt, was gerade verfügbar ist. Dadurch bleibt die Diskussion ideologisch geprägt, anstatt sich auf wissenschaftliche Fakten zu konzentrieren.
Die Realität für Patientinnen und Patienten in der Schweiz
Trotz der rechtlichen Möglichkeit, Cannabis auf Rezept zu erhalten, erleben viele Betroffene weiterhin erhebliche Hürden:
- Krankenkassen lehnen die Kostenübernahme ab, als wäre das Betäubungsmittelgesetz nur eine Empfehlung.
- Viele Ärztinnen und Ärzte vermeiden die Verordnung aus Angst vor Stigmatisierung oder mangelnder Erfahrung.
- Apothekerinnen und Apotheker begegnen dem Thema oft mit Vorurteilen.
- Die Polizei betrachtet Patientinnen und Patienten weiterhin mit Misstrauen.
All das führt dazu, dass viele Menschen mit chronischen Erkrankungen sich nicht ernst genommen fühlen und um ihre Therapie kämpfen müssen.
Ungleichheit in der Versorgung
Ein besonders kritischer Punkt ist die finanzielle Belastung: Während finanziell gut situierte Personen sich ihre Cannabis-Medikamente leisten können, stehen Menschen mit geringeren Einkünften oft vor einer unüberwindbaren Hürde. Gerade chronisch Kranke, die am meisten von einer Cannabistherapie profitieren könnten, müssen monatlich mehrere hundert Franken selbst aufbringen. Diese Ungleichheit führt dazu, dass eine potenziell wirksame Therapie nur für einen kleinen Teil der Betroffenen zugänglich ist.
Zeit für eine klare Trennung
Die medizinische Anwendung von Cannabis verdient eine eigene Bewertung, unabhängig von der Freizeitdebatte. Entscheidend ist eine fundierte Betrachtung, die sich auf kontrollierte Studien, klinische Erfahrung und individuelle Indikationen stützt. Die Geschichte zeigt: Viele Substanzen wurden zuerst verteufelt, dann als Allheilmittel gefeiert und haben schließlich ihren angemessenen Platz gefunden.