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Deutschland entkriminalisiert Cannabis und ermöglicht einen legalen Konsum

In einer wegweisenden Entscheidung hat der Deutsche Bundesrat heute bekanntgegeben, dass auf die Anrufung des Vermittlungsausschusses in Bezug auf die Legalisierung von Cannabis verzichtet wird. Diese Entscheidung ist ein bedeutender Schritt in der deutschen Drogenpolitik. Ab dem 1. April 2024 wird der Konsum von Cannabis entkriminalisiert, reguliert und dadurch in Deutschland legalisiert.

MEDCAN freut sich für die Deutschen Cannabis-Konsument:innen 

Der Verein MEDCAN ist sehr erfreut über die Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Es muss für die Betroffenen eine große Erleichterung sein, bald nicht mehr kriminell zu sein. Das wünscht sich der Verein auch für die Schweiz und den Rest der Welt. Und der Eigenanbau von drei Pflanzen ist für jeden, der Cannabis medizinisch einsetzt, eine Erleichterung. Wenn die verschriebenen Cannabis-Medikamente vom Arzt nicht ausreichen oder nicht bezahlbar sind, kann man wenigstens selbst etwas anpflanzen, ohne Angst zu haben. MEDCAN hofft, dass die Gesetzesänderung in Deutschland einen positiven Effekt auf die Schweiz und auf ganz Europa haben wird. Es ist mehr als an der Zeit, dass die jahrzehntelange Stigmatisierung und die falsche Prohibition ein Ende finden. Das zeigen heute so viele Erfahrungsberichte und Studien. Die Zeit, dass sich weltweit etwas ändert, ist da!

Die Details des Gesetzes

Das neue Cannabisgesetz in Deutschland, welches ab dem 1. April 2024 in Kraft tritt, legalisiert den Konsum von Cannabis für Erwachsene und führt verschiedene Regelungen bezüglich Besitz, Anbau und Strafmaßnahmen ein. Erwachsene dürfen bis zu 25 Gramm getrocknetes Cannabis im öffentlichen Raum und bis zu 50 Gramm im privaten Raum besitzen. Der Eigenanbau von bis zu drei Cannabispflanzen für den persönlichen Gebrauch wird ebenfalls erlaubt. Zudem dürfen nicht-gewerbliche Anbauvereinigungen Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder weitergeben, wobei die Weitergabe auf 25 Gramm pro Tag oder 50 Gramm pro Monat begrenzt ist, mit speziellen Regelungen für junge Erwachsene zwischen 18 und 21 Jahren, bei denen die Menge auf 30 Gramm pro Monat mit einem THC-Gehalt von maximal 10 Prozent beschränkt ist.

Historischer Schritt in der deutschen Drogenpolitik

Die Bundesregierung verfolgt mit dem Gesetz das Ziel, den illegalen Markt einzudämmen, die Qualität von Cannabis zu kontrollieren, die Weitergabe von verunreinigten Substanzen zu verhindern und den Kinder- und Jugendschutz zu stärken. Es wird ein allgemeines Werbe- und Sponsoringverbot für Konsumcannabis und für Anbauvereinigungen eingeführt, und für Minderjährige bleibt der Besitz von Cannabis verboten. Außerdem gibt es ein Konsumverbot von Cannabis in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr.

Der Weg zur Legalisierung

Dass das Gesetz die letzte Hürde nimmt, war bis kurz vor der Sitzung ungewiss gewesen. Drei Ausschüsse der Länderkammer hatten die Anrufung des Vermittlungsausschusses empfohlen. Der federführende Gesundheitsausschuss schlug vor, das Inkrafttreten auf den 1. Oktober zu verschieben. Die Bundesregierung hat einige Kritikpunkte aufgenommen, um ein Vermittlungsverfahren abzuwenden. In einer Erklärung, die im Bundesrat zu Protokoll gegeben wurde, sicherte sie mehr Unterstützung bei Aufklärung und Vorbeugung vor allem für Kinder und Jugendliche sowie flexiblere Umsetzungsregeln zu. Dafür sollen nun noch vor dem 1. Juli einige nachträgliche Änderungen am Gesetz umgesetzt werden.

Ausblick auf die gesellschaftliche Wirkung

Mit der Entkriminalisierung und Regulierung von Cannabis geht Deutschland einen bemerkenswerten Schritt in Richtung einer progressiven Drogenpolitik. Es öffnet ein neues Kapitel in der gesellschaftlichen Anerkennung und medizinischen Nutzung dieser Pflanze. Diese historische Entscheidung reflektiert einen tiefgreifenden Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung von Cannabis. Von einem verbotenen Stoff wird es zu einem regulierten Produkt mit medizinischem und persönlichem Nutzen. Es ist ein Moment der Freiheit und Verantwortung für die deutschen Bürger:innen. Freiheit, Cannabis ohne Furcht vor strafrechtlicher Verfolgung zu konsumieren, und die Verantwortung, diesen neuen Freiraum bedacht und im Einklang mit dem Gesetz zu nutzen. Deutschland bereitet sich auf die Implementierung dieses bahnbrechenden Gesetzes vor, während die Welt gespannt darauf wartet, wie diese Veränderung die nationale Drogenpolitik prägen, die Forschung vorantreiben und letztendlich das Leben von Millionen von Patient:innen verbessern wird, die auf Cannabis als Teil ihrer medizinischen Behandlung angewiesen sind.

Wünscht du dir auch die Möglichkeit, selber Cannabis anzupflanzen? Dann werde Mitglied oder unterstütze uns mit einer Spende. Eigenanbau ist eine unserer zentralen Forderungen, denn jede Patientin und jeder Patient sollte das Recht haben, ihre eigene Medizin anzubauen. Die Entwicklung in Deutschland mit Eigenanbau weckt auch in der Schweiz Hoffnungen auf eine selbstbestimmte und kostengünstige Behandlungsmöglichkeit, die bald Realität werden könnte.