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Einnahmeformen

Cannabis kann medizinisch auf verschiedene Arten eingenommen werden. In der Schweiz sind vor allem die Inhalation über die Lunge und die orale Einnahme verbreitet. Es existieren jedoch auch andere vielversprechende Formen der medizinischen Anwendung, die hoffentlich bald auch den Schweizer Patient:innen zugänglich sein werden.

Wie kann Cannabis eingenommen werden?

Für die medizinische Anwendung von Cannabis gibt es verschiedene Einnahmeformen. So lässt sich Cannabis als Extrakt oder Lebensmittel oral einnehmen oder kann auf praktisch unbedenkliche Weise durch Verdampfen inhaliert werden, wenn eine schnelle Wirkung eintreten soll. Rauchen ist medizinisch nicht empfehlenswert. Die verschiedenen Einnahmeformen haben einen erheblichen Einfluss auf die Art, wie die Wirkung auf den Körper zustande kommt und wie lange sie anhält. Informieren Sie sich vor der Einnahme bitte genau.

MEDCAN empfiehlt Ihnen in jedem Fall, immer Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt zu Rate zu ziehen, wenn Sie die medizinische Einnahme von Cannabis erwägen.

Vaporisieren

Der Vaporizer erhitzt und verdampft Cannabisblüten und -extrakte, ohne die Wirkstoffe zu verbrennen. Es hat eine schnelle und schonende Wirkung.

Vorteile:

  • Möglichkeit, unterschiedliche Temperaturen einzustellen: Durch die variable Temperatureinstellung können die Wirkstoffe im Cannabis verstärkt oder vermindert werden, wodurch effizient verschiedene therapeutische Effekte erzielt werden können.
  • Gute Dosierbarkeit: Der Vaporizer ermöglicht eine präzise Dosierung der eingenommenen Menge, was besonders wichtig ist, um die gewünschten therapeutischen Wirkungen zu erreichen.
  • Schnelle Wirkung: Der Vaporizer bietet eine zügige Wirkung, was besonders vorteilhaft ist, beispielsweise bei der Bekämpfung akuter Schmerzen oder spastischer Krämpfe.
  • Sehr gut geeignet für die medizinische Anwendung: Da beim Verdampfen keine Verbrennung stattfindet, werden praktisch keine Giftstoffe freigesetzt, was den Vaporizer zu einer sicheren und effektiven Option für die medizinische Anwendung macht.

Die Verwendung eines Vaporizers bietet somit eine präzise, effiziente und gesundheitsschonende Methode, um die therapeutischen Vorteile von Cannabis zu nutzen.

Rauchen

Rauchen ist keine empfohlene medizinische Einnahmeform. Es ist neben dem Vaporisieren eine schnelle Methoden, um Cannabinoide aufzunehmen. Jedoch sind mit dem Rauchen von Joints und Bongs einige Nachteile verbunden, die es zu beachten gilt:

Nachteile:

  • Bildung krebserregender Verbrennungsprodukte: Beim Rauchen entstehen krebserregende Substanzen durch die Verbrennung, was potenziell schädlich für die Gesundheit sein kann.
  • Tabakmischung: Oft wird Cannabis beim Rauchen mit Tabak gemischt. Das darin enthaltene Nikotin, ein Nervengift, kann den medizinischen Nutzen von Cannabis beeinträchtigen.
  • Gesundheitsrisiken: Regelmäßiges Rauchen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verschlusskrankheiten und kann zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen.
  • Verlust von Cannabinoiden: Beim unkontrollierten Verbrennen von Joints oder Bongs geht ein Teil der Cannabinoide verloren, was die Effektivität der Cannabisaufnahme beeinträchtigen kann.

Es ist medizinisch ratsam, alternative Methoden wie das Vaporisieren in Betracht zu ziehen, um die schnelle Wirkung von Cannabis zu erleben. Die richtige Wahl der Einnahmeform kann die medizinischen Vorteile von Cannabis maximieren und gleichzeitig potenzielle Schäden minimieren.

Lebensmittel

Die orale Aufnahme von Cannabis über Lebensmittel ermöglicht die Verwendung von «rohem» Cannabis oder Cannabis-Öl, -Tropfen oder -Butter in verschiedenen Zubereitungen wie Kuchen- oder Plätzchenteig, Jogurts, Suppen oder Dips.

Vorteile:

  • Langanhaltende, tiefergehende Wirkung: Die Wirkung setzt langsam ein, ist jedoch oft tiefergehend und langanhaltend.
  • Empfohlen bei chronischen Beschwerden: Diese Form der Einnahme wird bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Spastiken empfohlen, bei denen eine kontinuierliche Therapie erforderlich ist.

Nachteile:

  • Verzögertes Einsetzen der Wirkung: Die Wirkung kann erst bis zu 3 Stunden nach der Einnahme eintreten.
  • Risiko einer unangenehmen Wirkung: Es besteht die Möglichkeit, dass bei einer zu hohen Dosis unangenehme Effekte auftreten können, insbesondere wenn fälschlicherweise angenommen wird, dass die gewünschte Wirkung ausbleibt und mehr eingenommen wird als erforderlich.

Es wird empfohlen, mit einer geringen Menge Cannabis zu beginnen und die Dosis langsam zu steigern, bis die richtige Dosierung gefunden und das gewünschte Resultat erreicht ist. Dies hilft eine angemessene Kontrolle über die Wirkung zu behalten.

Getränke

Die orale Aufnahme von Cannabis über Getränke ermöglicht es, Stängel, Blüten und Blätter der Cannabispflanze als Tee aufzugießen oder in Milch, Smoothies oder Säfte zu mischen.

Vorteile:

  • Langanhaltende Wirkung: Die Wirkung setzt langsam ein, hält aber länger an.
  • Tee-Herstellung ermöglicht Experimentieren: Bei der Tee-Herstellung können verschiedene Cannabissorten gemischt werden, um so den gewünschten Therapieeffekt zu erreichen.

Nachteile:

  • Verzögertes Einsetzen der Wirkung: Die Wirkung kann erst bis zu 3 Stunden nach der Einnahme eintreten.
  • Risiko einer unangenehmen Wirkung: Es besteht die Möglichkeit, dass bei einer zu hohen Dosis unangenehme Effekte auftreten können, insbesondere wenn fälschlicherweise angenommen wird, dass die gewünschte Wirkung ausbleibt und mehr eingenommen wird als erforderlich.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Cannabinoid THC nicht wasserlöslich ist. Daher sollte man Cannabis-Getränken auf Wasserbasis etwas Fett beimischen, wie zum Beispiel Milch, Butter, Kokosfett oder Speiseöl. Dies ermöglicht eine bessere Aufnahme und optimiert die Effektivität der oralen Aufnahme über Getränke.

Tinkturen / Öle

Tinkture und Öle zum Beispiel FECO (Full Extract Cannabis Oil) können aus Cannabis hergestellt werden. Diese Produkte werden entweder Nahrungsmitteln, Flüssigkeiten oder kosmetischen Produkten zugesetzt oder direkt über die Mundschleimhaut aufgenommen. In der Schweiz können sich Patient:innen Cannabistinkturen und -öle über ihre Ärztin oder ihren Arzt verschreiben lassen und in Apotheken als Magistralrezeptur erhalten. 

Vorteile:

  • Einfache Dosierung: Diese Produkte in Form von Tropfen oder Kapseln einzunehmen, ermöglicht eine präzise und leicht nachvollziehbare Dosierung. 
  • Langanhaltende, tiefgehende Wirkung: Durch die orale Einnahme von Tinkturen und Ölen kann eine langanhaltende und tiefgehende Wirkung erzielt werden. Dies ist vorteilhaft für Patient:innen, die eine kontinuierliche Linderung von Symptomen suchen, wie bei chronischen Schmerzen oder Schlafstörungen.
  • Hilft gegen Übelkeit und Erbrechen: Cannabistinkturen und -öle sind besonders wirksam, um Übelkeit und Erbrechen zu behandeln. Diese Anwendung eignet sich nicht nur für Patient:innen, die unter den Nebenwirkungen von anderen Therapien leiden, sondern auch für diejenigen, die an chronischen Übelkeit oder Appetitlosigkeit leiden.

Tinkturen und Öle oral einzunehmen, bietet somit eine praktische und übersichtliche Methode, um die therapeutischen Vorteile von Cannabis zu nutzen.

Spray

Cannabis kann auch sublingual, das heißt, über die Schleimhaut im Mund, durch ein Spray eingenommen werden. Ein bekanntes medizinisches Cannabis-Spray, das in 28 Ländern zugelassen ist, ist Sativex. Dieses patentierte Medikament stammt von der britischen Firma GW Pharmaceuticals und wird aus «echtem» Cannabis gewonnen. Es enthält THC und CBD im Verhältnis von 1:1.

Vorteile:

  • Einfache Anwendung: Die Anwendung des Sprays ist unkompliziert und bequem.
  • Gute Dosierung möglich: Durch die präzise Dosierung des Sprays ist eine genaue Einnahme von THC und CBD gewährleistet.
  • Relativ schnelle Wirkung: Die Wirkung tritt vergleichsweise schnell ein, in etwa 15 Minuten.
  • Gegen Spastik und Muskelkrämpfe: Sativex wird zur Behandlung schmerzhafter Muskelkrämpfe und gegen Spastiken, wie sie bei Multipler Sklerose auftreten, eingesetzt.

Nachteile:

  • Hohe Kosten: Das Medikament Sativex ist vergleichsweise teuer.
  • Mögliche Mundschleimhautentzündung: Die Anwendung des Sprays kann Entzündungen der Mundschleimhaut verursachen.

Aufgrund der Kosten und den möglichen Nebenwirkungen bevorzugen einige Patient:innen die Herstellung ihres Medikaments aus den Blüten der Cannabispflanze.

Haut

Cannabis kann auch in Form von Salben, angewendet werden. Sie wirken entzündungshemmend, antibakteriell, reduzieren die Heilungszeit bei Verletzungen und beschleunigen die Wundheilung. Sie können unter anderem bei Arthritis, Ekzemen, Gürtelrose, Muskelschmerzen, Neurodermitis, rissiger Haut, Sehnenscheidenentzündung, Sonnenbrand und anderen äußerlichen Erkrankungen helfen.

Vorteile:

  • Punktuelle Behandlung eines schmerzhaften Bereichs: Die topische Anwendung erlaubt eine spezifische Behandlung von schmerzhaften Bereichen.

Die topische Anwendung von Cannabis in Form von Salben bietet somit eine effektive und gezielte Möglichkeit, verschiedene Hautprobleme und Schmerzen zu behandeln, während gleichzeitig entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften genutzt werden können.

Darm / Vagina

Die rektale oder vaginale Aufnahme von Cannabinoiden in Form von Zäpfchen umgeht den Magen-Darmtrakt. Dies verhindert einen ersten Stoffwechsel der Cannabinoide im Magen, wo die Moleküle normalerweise in ihre Bestandteile zerlegt werden und ihre Wirkung abgeschwächt wird.

Vorteile:

  • Schnelle Wirkung: Die rektale oder vaginale Verabreichung ermöglicht eine schnelle Wirkung der Cannabinoide, oft schon innerhalb von 10 bis 15 Minuten.
  • Verabreichung über den Darm steigert die Konzentration im Blut: Die direkte Aufnahme über den Darm erhöht die Konzentration der Cannabinoide im Blut, was zu einer effektiven und potenten Wirkung führen kann.
  • Hilfe bei starken Menstruationsbeschwerden: Vaginale Zäpfchen können besonders bei starken Menstruationsbeschwerden unterstützend wirken.

Nachteile:

  • Hohe Sterilität: Die direkte Verabreichung von Cannabis durch Zäpfchen kann zwar die Konzentration im Blut steigern und eine effektive Wirkung erzielen, jedoch erfordert dies eine hohe Sterilität des Zäpfchens, da es direkt in das Blut gelangt und über die Schleimhaut aufgenommen wird.

Die rektale oder vaginale Anwendung von Zäpfchen bietet somit eine effiziente und schnelle Methode, um die therapeutischen Vorteile von Cannabis zu nutzen, insbesondere wenn eine rasche Wirkung und eine erhöhte Bioverfügbarkeit angestrebt werden.

Inhalation vs. Orale Einnahme

Beim Vaporizieren von Cannabis gelangen die Wirkstoffe direkt über die Lunge in den Blutkreislauf, was zu einer schnellen und intensiven Wirkung führt. Allerdings klingt diese Wirkung auch relativ rasch wieder ab. Durch die Inhalation wird das THC besonders schnell vom Blut aufgenommen und gelangt direkt zum Gehirn, was die schnell einsetzende Wirkung erklärt. Im Gegensatz dazu erfolgt bei der oralen Einnahme von Cannabis eine deutlich langsamere Aufnahme der Wirkstoffe. Beim Durchlaufen des Verdauungstrakts werden viele der Cannabinoide abgebaut und von der Leber metabolisiert, bevor sie ins Blut gelangen. Dadurch setzt die Wirkung verzögert ein, kann jedoch länger anhalten, in einigen Fällen bis zu 8 Stunden.

Die Wahl der Einnahmeform hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die gewünschte Wirkung, die Art der Erkrankung und die individuellen Präferenzen. Vaporizieren eignet sich gut für akute Symptome, während die orale Einnahme durch Essen oder Tinkturen, für eine langanhaltende, konstante Wirkung bei chronischen Beschwerden geeignet ist. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile und die Entscheidung sollte in Absprache mit einer medizinischen Fachperson getroffen werden, die die spezifischen Bedürfnisse und Diagnosen des Einzelnen berücksichtigen kann.