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Cannabispatientin muss wegen «falschem Cannabis» notfallmässig ins Krankenhaus

MEDCAN macht schon länger auf eine gefährliche Entwicklung auf dem Schwarzmarkt aufmerksam. CBD-Cannabisblüten, die mit synthetischen Drogen bespritzt sind, werden als «THC-Gras» verkauft. Im Moment häufen sich Meldungen über dieses «falsche Cannabis». Nach unserem letzten Artikel zu dieser problematischen Praxis schrieb uns eine Patientin, die unbewusst eine dieser gefährlichen Substanzen konsumiert hatte und deswegen mehrere Tage im Krankenhaus verbringen musste.

Obwohl es Annika – Cannabis-Patientin aus Deutschland – schwerfällt über diese Ereignis zu reden, möchte sie ihre Geschichte teilen und andere Patientinnen und Patienten dadurch sensibilisieren und warnen. Sie ist immer noch fassungslos, dass ihr diese Substanz als Cannabis verkauft wurde. Die Symptome dieser synthetischen Droge waren massiv und sehr beängstigend. Erst zu Hause und durch einen Selbsttest kam sie dem «falschen Cannabis» auf die Schliche. Sie macht sich Sorgen, dass andere auch solche Erfahrungen machen und vielleicht sogar Menschen daran sterben könnten.

Mehrtägiger Krankenhausaufenthalt

Vor ein paar Wochen musste Annikas Ehemann den Rettungswagen kommen lassen. Urplötzlich hatte sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Von Kopf bis Fuss verkrampfte sich die Muskulatur, so dass sie fast nicht mehr sprechen und nur noch mit den Augen kommunizieren konnte. Sie hatte eine Dystonie des gesamten Körpers, begleitet von Tremor, Gefühlsstörungen und Taubheitsgefühl in den Gliedmassen.

Die Ärzte fanden keine Ursache für die Krampfanfälle, die während ihres Krankenhausaufenthaltes mehrmals auftraten. Da sie Cannabis-Patientin ist, nahm sie natürlich auch im Spital weiterhin ihre vermeintliche Medizin ein ohne zu realisieren, dass das «falsche Cannabis» die Ursache allen Übels war. Nach jedem Konsum nahmen die Symptome weiter zu und es ging Annika immer schlechter. Die Krämpfe drückten auf die Atemwege und wegen starken Schluckbeschwerden war eine Nahrungsaufnahme fast nicht möglich. Durch die verkrampfte Muskulatur, die auf der rechten Seite für längere Zeit anhielt, war sie zudem kaum in der Lage das Besteck zu halten und etwas Richtung Mund zu führen. Die Ärzte wussten auch nicht weiter. Mehrere Untersuchungen verliefen ohne Befund. Niemand verdächtigte ihre Cannabisblüten.

Ratlos wurde sie nach Hause geschickt

Nach sieben Tagen wurde Annika ohne Diagnose entlassen. Die Ärzte vermuteten einen psychosomatischen Grund wie so oft, wenn sie nichts anderes finden. Für Annika und ihren Mann war aber klar, irgendetwas musste diese Symptome verursachen. Also machten sie sich weiter Gedanken und suchten nach der Ursache des Problems. Zu Hause konsumierte Annika drei Tage lang nur das verordnete Cannabis aus der Apotheke und fühlte sich schlagartig besser. Dadurch wurde ihr plötzlich klar, dass das über illegale Wege erworbene «Lemon Haze» des vermeintlichen Dealer ihres Vertrauens, dass sie zusätzlich verwendete und auch im Spital eingenommen hatte, etwas mit ihren Beschwerden zu tun haben musste.

In einem etwas leichtsinnigen Selbstversuch, wie sie selber sagt, holte sie ihren Vaporizer und nahm zaghaft 3 kleine Züge vom gefährlichen Gras. Der Selbsttest bestätigte ihren Verdacht. Nicht mal 20 Minuten nach dem Konsum spürte Annika ein starkes unangenehmes Kribbeln und Ameisenlaufen auf der linken Seite ihres Körpers. Und rechts breitete sich diese bekannte Dystonie aus, in dem sich ihre Muskulatur wieder verkrampfte. Von wegen psychosomatisch. Da sie nun wusste was diese Symptome auslöste, war es auszuhalten.

Dealer wusste von nichts

Annika stellte ihren Dealer sofort zur Rede. Dieser war total perplex und selber überrascht. Man hatte es ihm auch als THC-Cannabisblüten verkauft. Optisch konnte man keinen Unterschied erkennen. Er verwendete es selber und machte ebenfalls seltsame Erfahrungen. Er hatte seit dem Konsum des vermeintlichen «Lemon Haze» psychotische Symptome, die er sich nicht erklären konnte. Als Annika noch eine Meldung von anderen Konsumenten bekam, dass gefährliches Zeugs im Umlauf ist, war ihr dann alles klar.

MEDCAN ist sehr besorgt

Durch die Corona-Krise hat sich die Situation auf dem Schwarzmarkt nochmals deutlich verschärft. Das Angebot ist ausgetrocknet. Die Nachfrage in der Schweiz ist wie immer gross. Hinter vorgehaltener Hand spricht man von riesigen Mengen legal produzierten CBD-Blüten, die ins Ausland verkauft werden und jetzt immer öfters manipuliert auf dem europäischen Schwarzmarkt wieder auftauchen. Einigen Schweizer Produzenten scheint egal zu sein, wie ihre Blüten später weiterverarbeitet werden. Andere wissen es vielleicht gar nicht oder wollen es lieber nicht wissen. Die Entwicklung ist sehr bedenklich und ist für alle Konsumenten sehr gefährlich. Solche synthetischen Drogen haben weltweit schon Todesopfer gefordert. 

Kranke Menschen sind speziell gefährdet

Für die Cannabis-Patientinnen und Patienten ist es wegen dieses «falschen Cannabis» auf dem Schwarzmarkt jetzt richtig gefährlich wie die Geschichte von Annika zeigt. Die Betroffenen konsumieren oft grössere Mengen, um die Schmerzen zu lindern. Bei diesen falschen Blüten ist nicht abzuschätzen, wie der aufgespritzte Wirkstoff dosiert ist und wie es auf den Konsumenten wirkt. Schon gar nicht bei regelmässigem oder sogar täglichem Konsum. Der permanente Beschaffungsstress ist für jeden Betroffenen schon einfach nur so sehr belastend. Jetzt auch noch das Risiko einzugehen, anstelle von Cannabis eine synthetische Droge zu kaufen, ist für die kranken Menschen eine lebensgefährliche Zumutung. Die Politik muss schnell handeln. Das Bundesamt für Gesundheit schätzt aber, dass es noch zwei Jahren dauert, bis das neue Medizinal-Cannabis-Gesetz umgesetzt ist.

Medical Cannabis Social Clubs – die sicherste und schnellste Lösung

MEDCAN fordert die Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, dass sie sich dafür einsetzen, dass kranke Menschen Cannabis für medizinische Zwecke anpflanzen dürfen. Nur so können diese sicher sein, dass ihre Gesundheit nicht ernsthaft gefährdet wird. Da der Eigenanbau für viele nicht möglich ist, braucht es Medical Cannabis Social Clubs, in denen die Betroffenen gemeinschaftlich anpflanzen dürfen. Diese Clubs könnten sofort ihre Arbeit aufnehmen und zahlbare und sichere Cannabis-Medikamente herstellen, bis das neue Medizinal-Cannabis-Gesetz in Kraft tritt.

Patientinnen und Patienten brauchen Cannabis, um ihre Schmerzen zu lindern. Ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung ist sich einig, die medizinische Verwendung macht Sinn. Der Eigenanbau muss sofort erlaubt werden, es darf nicht sein, dass kranke Menschen auf dem Schwarzmarkt ihr Leben riskieren.